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Neue Straftat während der Bewährungszeit – Was passiert?

Neue Straftat während der Bewährungszeit – Oftmals hört man in den Medien oder im alltäglichen Leben, dass viele Straftäter rückfällig werden beziehungsweise während ihrer Bewährungszeit weitere Straftaten begehen. Doch was passiert eigentlich, wenn ein verurteilter Straftäter im Verlauf seiner Bewährungszeit eine neue Straftat begeht? Wird er deswegen in jedem Fall zu einer Freiheitsstrafe verurteilt? In unserem Ratgeber finden Sie alle Informationen zum Thema Bewährungszeit und Bewährungswiderruf!

Was bedeutet Bewährungszeit?

Als erstes sollte geklärt werden, was genau eine so genannte Bewährungszeit ist. Wird ein Täter zu einer Strafe auf Bewährung verurteilt, so legt das Gericht eine Zeit für diese Bewährungsstrafe fest: die Bewährungszeit. Diese ist gemäß §56a StGB mindestens zwei Jahre lang und darf die Dauer von fünf Jahren nicht überschreiten. Sie fängt an zu laufen, wenn das Urteil rechtskräftig wird. Wird also gegen das jeweilige Urteil Berufung und Revision eingelegt und tritt dabei kein Erfolg ein, so kann es durch die Länge der Verfahren erst nach einem oder zwei Jahren zum Beginn der Bewährungszeit kommen.

Ab wann kann es zum Bewährungswiderruf kommen?

Lautet das Urteil bei einer Straftat Bewährungsstrafe, so kann es unter Umständen auch zu einem Bewährungswiderruf kommen. Dies passiert, wenn der Betroffene während seiner Bewährungszeit gegen seine Bewährungsauflagen verstößt. Jeder Bewährungsbeschluss beinhaltet unter anderem die Auflage, dass sich der Täter während seiner Bewährungszeit keine weiteren Straftaten zu Schulden kommen lässt. Verstößt der Verurteilte gegen diese Bewährungsauflage, so kann die Staatsanwaltschaft beantragen, dass das Gericht die Bewährung widerruft.

Dem Betroffenen wird dann eine Mitteilung bezüglich des Antrages der Staatsanwaltschaft zugestellt und er hat zwei Wochen Zeit, zur Situation Stellung zu nehmen. Nach Ende dieser Frist zur Stellungnahme hat das Gericht die Möglichkeit, die Bewährungsstrafe zu widerrufen.

Für den Verurteilten hat das zur Folge, dass er die Strafe nun hinter Gittern absitzen muss.

Außerdem kann eine Bewährungsstrafe widerrufen werden, wenn der Straftäter das Gericht bei einem Wohnungswechsel nicht informiert. Hierfür hat er acht Tage Zeit und es reicht eine einfache Postkarte mit der neuen Anschrift.

Ein dritter Grund, wieso aus der Bewährungszeit eine Freiheitsstrafe werden kann, ist folgender: wird dem Verurteilten ein Bewährungshelfer zugeteilt, so sollte er zu diesem unbedingt Kontakt halten und Besprechungstermine dringend einhalten, um einen Widerruf der Bewährungsstrafe zu vermieden.

 

Bewährungswiderruf wegen neuer Straftat?

Zu einem Widerruf der Bewährungsstrafe führt eine erneute Straftat allerdings nur, wenn sich durch sie die Erwartung nicht erfüllt hat, auf der die Strafaussetzung gestützt war. Das bedeutet also, dass sich die anfängliche Prognose nicht bewahrheitet hat.

Daraus lässt sich somit schließen, dass nicht jede neue Straftat zu einem Bewährungswiderruf führt. Es muss sich eher um eine Straftat handeln, die sichtbar macht, dass der Betroffene die Verurteilung nicht als Warnung aufgefasst hat und er sich außerhalb des Gefängnisses nicht straffrei verhalten wird.

Diese Voraussetzung fehlt oftmals bei Straftaten, die aus Fahrlässigkeit begangen wurden. Ein Beispiel hierfür wäre ein Verurteilter, der wegen einem Vermögensdelikt verurteilt wurde und der in seiner Bewährungszeit ein fährlässiges Vermögensdelikt verübt.

Ein weiteres Beispiel sind Bagatelldelikte, welche der vorherigen Straftat nicht entsprechen. Diese stehen den Erwartungen, welche an die Strafaussetzung geknüpft sind, nicht entgegen.

Wie kann man einen Bewährungswiderruf abwenden?

Wie schon weiter oben erwähnt, wird ein Widerruf der Bewährung von der Staatsanwaltschaft beim Gericht beantragt. Der Betroffene erhält nun eine Mitteilung, in der er informiert wird, dass die Staatsanwaltschaft genau dies beantragt hat. Gleichzeit mit dieser Mitteilung wird dem Verurteilten die Möglichkeit gegeben, dazu Stellung zu nehmen.

Nimmt der Täter diese Gelegenheit zur Stellungnahme nicht wahr, so ist damit zu rechnen, dass das Gericht in weiteren Schritten beschließt, dass die Bewährung widerrufen wird. Wird gegen diesen Beschluss des Gerichts keine Beschwerde eingelegt, so wird der Betroffene zum Strafantritt geladen und er muss ins Gefängnis.

Es ist also bei einem möglicherweise bevorstehenden Bewährungswiderruf äußerst ratsam, einen Anwalt einzuschalten! Dies ist spätestens dann zu tun, wenn Ihnen die Mitteilung über den Antrag seitens der Staatsanwaltschaft zugestellt wird. Sie sollten nicht erst darauf warten, dass das Gericht einen Beschluss fasst.

Der eingeschaltete Anwalt kann somit während des Widerrufsverfahrens Vertreter Ihrer Interessen sein und Ihre Situation erläutern. Sollte es nützlich sein, kann er für Sie einen Antrag auf mündliche Anhörung stellen.

Es ist nämlich nicht selten der Fall, dass dem Widerruf der Bewährung rechtliche Gründe im Weg stehen.

Fazit

Eine neue Straftat während einer Bewährungszeit führt also nicht zwangsläufig zu einem Widerruf. Allerdings sollte immer versucht werden, seine Bewährungsauflagen ohne Ausnahmen zu erfüllen und die Bewährungszeit straffrei zu absolvieren. Sollte Ihnen jedoch ein Bewährungswiderruf bevorstehen, schalten Sie so schnell wie möglich einen Anwalt ein, der diesen eventuell verhindern kann.

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Über den Autor

Frank Hannig

Charisma und strategische Skills sind das Pärchen, das von Erfolg erzählende Geschichten schreibt. Für mich zählt nur das gute Ende einer Story. Für meine Mandanten. Ich bin Ihr Rechtsanwalt.

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