Startseite » Strafrecht » Bewährung » Was ist eine Bewährungsstrafe? – Die wichtigsten Fakten
Bewährung

Was ist eine Bewährungsstrafe? – Die wichtigsten Fakten

Die Bewährungsstrafe: Bei dem Gang zum entscheidenden Gerichtstermin hoffen die meisten Angeklagten auf eine Bewährungsstrafe. Immerhin muss man hierbei nicht hinter Gitter, sondern kann sein Leben in gewisser Hinsicht normal weiterleben. Doch was genau ist die Bewährungsstrafe? Wie ist sie aufgebaut und wie lange dauert sie? Ist man mit einer Bewährungsstrafe überhaupt vorbestraft? Im folgenden Ratgeber klären wir Sie auf!

Bewährungsstrafe: Was ist das und welchen Sinn hat diese?

Um über die Bewährung reden zu können, muss erstmal geklärt werden, was genau eine Bewährungsstrafe ist. Die Strafe auf Bewährung ist ein fester Zeitraum, in welchem der Täter das in ihn gelegte Vertrauen untermauern muss, um keine Freiheitsstrafe antreten zu müssen. In den meisten Fällen wird der Begriff Bewährung im Strafrecht verwendet, um die Dauer der Aussetzung einer Freiheitsstrafe zu bezeichnen. Man kann unter Bewährung aber auch die verfrühte Entlassung aus der Haft aufgrund guter Führung verstehen.

 

Doch welchen Sinn hat eine solche Bewährungsstrafe?

Der Sinn einer Bewährungsstrafe knüpft sich an die verschiedenen Straftheorien. Es wird von der Vorstellung ausgegangen, dass der Straftäter allein durch die Verurteilung gewarnt wird und sich somit in Zukunft auch ohne eine Freiheitsstrafe nichts mehr zu Schulden kommen lässt. Die Möglichkeit, eine Aussetzung der Strafe zur Bewährung zu realisieren, ist bei Tätern, bei denen keine oder kaum Sozialisierungsdefizite erkennbar sind, größer. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Täter, welche ihre Haftstrafe teilweise abgesessen haben, nachträglich eine Strafe auf Bewährung für die restliche Zeit bekommen. Beispielsweise wird bei Straftätern in Deutschland, welche eine lebenslange Freiheitsstrafe auferlegt bekommen haben, nach 15 Jahren Haftstrafe geprüft, ob der weitere Strafverlauf in Form einer Bewährungsstrafe ausgesetzt werden kann. Dies geschieht aber nur, wenn der Betroffene sich während seiner Haft gut geführt hat und wenn hinsichtlich der begangen Tat keine besondere Schwere der Schuld vorliegt.

Es hat sich durch sämtliche Untersuchungen gezeigt, dass es bei der Aussetzung von Bewährungsstrafen weniger zu Rückfällen der Betroffenen kommt, als bei den Straftätern, welche ihre Zeit vollständig im Gefängnis absitzen müssen. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass Freiheitsstrafen ohne Bewährung meistens nur gegen Täter erhoben werden, die in der Vergangenheit schon gegen Ihre Bewährungsauflagen verstoßen haben beziehungsweise nach einer verhangen Bewährungsstrafe wieder straffällig geworden sind. Obwohl der Bewährungsstrafe neben der Funktion der Resozialisierung auch eine Kostenvermeidungsfunktion (aufgrund der ausbleibenden Haft) zukommen kann, ist aus den erwähnten Studien nicht zu schließen, dass eine Bewährungsstrafe generell zu einer geringeren Rückfallquote führt.

Ab wann bekommt man eine Bewährungsstrafe?

Dem Gericht ist es nur möglich, Freiheitsstrafen, welche sich auf nicht mehr als zwei Jahre belaufen, als Bewährungsstrafen zu verhängen. Angesichts der Schwere der Strafe gibt es verschiedene Voraussetzungen, welche erfüllt werden müssen. Das Gericht muss immer davon ausgehen, dass der Betroffene im weiteren Verlauf seines Lebens keine Straftaten mehr begehen wird. Hierfür müssen die Verurteilung und die Bewährungsauflagen als Warnsignal ausreichen. Auf diese Prognose des Gerichts kann ein Anwalt positiven Einfluss haben, indem er auf den straffreien Zeitraum zwischen der Tat und der Verurteilung verweist oder einen möglicherweise erfolgsversprechenden Verlauf der aktuellen Lebensumstände des Täters anspricht, der durch eine beispielsweise neue Arbeitsstelle erwirkt wurde.

Ab einer Strafdauer von sechs Monaten ist es der Verteidigung der Rechtsordnung nicht erlaubt, gegen die Aussetzung der Strafe zu stehen. Dieser Punkt stellt aber oftmals ein Problem dar. Bei Strafen, deren Dauer auf länger als ein Jahr festgelegt ist, wird es schon schwerer. Hier müssen für eine bejahende Sozialprognose besondere Umstände gegeben sein. Gründe für eine Bewährungsstrafe könne zum einen in der begangenen Tat oder zum anderen in der Persönlichkeit des Straftäters gesehen werden. Der Term „besondere Umstände“ darf aber nicht als Ausnahme missverstanden werden. Es liegen bereits „besondere Umstände“ vor, wenn das Gericht der Meinung ist, dass der Täter in Zukunft keinen Mist mehr baut. Somit reicht das für eine Bewährungsstrafe.

Wie lange kann eine Bewährungsstrafe sein?

Wie lang so eine Bewährungsstrafe sein kann, ist in § 56a StGB geregelt. Sie beträgt mindestens zwei Jahre und darf die Dauer von fünf Jahren nicht überschreiten. In dieser Zeit ist es dem Bestraften möglich, einen Bewährungshelfer zur Unterstützung gestellt zu bekommen. Außerdem werden bei einer Bewährungsstrafe regelmäßig so genannte Bewährungsauflagen und Weisungen auferlegt, welche erfüllt werden müssen. Diese sind zum Beispiel die Teilnahme an einer Drogen- oder Alkoholtherapie, das Absolvieren von unbezahlten Arbeitsstunden für soziale Zwecke oder die Meldung bei jedem Wechsel des Wohnsitzes. Der Täter hat in regelmäßigen Abständen vor Gericht zu erscheinen und die Einhaltung der Auflagen nachzuweisen. Werden die Verpflichtungen nicht erfüllt und in grober Weise gegen diese verstoßen oder werden sogar weitere Straftaten in der Zeit der Bewährungsstrafe begangen, so hat das Gericht die Möglichkeit, die Bewährungsstrafe zu widerrufen und diese in voller Länge in eine Haftstrafe umzumünzen. Das Gericht kann in einem solchen Fall aber auch einfach nur schärfere Auflagen erteilen und die Bewährungszeit ausdehnen. Läuft die Zeit der Bewährungsstrafe ab, so wird die Strafe nach §56g StGB erlassen.

Ab welcher Bewährungsstrafe ist man vorbestraft?

Wenn man es genau nimmt, ist jede Person vorbestraft, wenn diese strafrechtlich verurteilt wurde oder diese Person einen Strafbefehl bekommen hat. Hierbei sind die Höhe der Strafe und der Grund nicht entscheidend, sondern es wird ohne Ausnahme jede im Bundeszentralregister (BZR) eingetragen und gespeichert. Dies bedeutet aber nicht, dass auch alle Strafen im Führungszeugnis erscheinen. Denn auch wer verurteilt wurde, kann laut seines Führungszeugnis keine Vorstrafen haben.

Doch was genau wird nicht ins Führungszeugnis aufgenommen? Es werden zum Beispiel keine Jugendstrafen in Form einer Bewährungsstrafe eingetragen. Außerdem werden beispielsweise auch keine Geldstrafen von weniger als 90 Tagessätzen vermerkt. Bei Erwachsenen steht im Führungszeugnis also „keine Eintragung“, wenn es ein einmaliges Vergehen des Betroffenen war und die Strafe gering ausfällt. Wird dieser aber erneut verurteilt, so stehen beide Straftaten im Führungszeugnis. Rein theoretisch ist man also ab jeder Bewährungsstrafe vorbestraft, sichtbar vorbestraft ist man aber erst ab einer Bewährungsstrafe, wenn diese keine Jugendstrafe darstellt.

Wann wird eine Bewährungsstrafe aus dem Führungszeugnis gelöscht?

Hat man nun aber doch einen Eintrag im Führungszeugnis, so ist dieser dort nicht für immer vermerkt. Die Einträge werden nämlich nach einer bestimmten Zeit gelöscht. Um die Entfernung der Einträge aus dem Führungszeugnis zu erwirken, darf der Betroffenen allerdings nicht ein weiteres Mal straffällig geworden sein, so dass es zu einem weiteren Eintrag gekommen ist. Bewährungsstrafen werden nach drei Jahren aus dem Führungszeugnis entfernt, wenn der Verurteilte seine Auflagen erfüllt hat und es zu keinem Widerruf der Bewährung kam und im Bundeszentralregister nicht noch eine weitere Freiheitsstrafe oder Ähnliches eingetragen wurde.

Fazit

Die Bewährungsstrafe ist also eine mildere Variante der eigentlichen Haftstrafe, die allerdings unter strengen Bedingungen vollzogen wird. Die Bewährung hilft den Betroffenen, dass sie nicht den sozialen Bezug zur Gesellschaft verlieren und lässt einen sein Leben außerhalb des Gefängnisses weiterführen. Jedoch ist es immer noch eine Strafe aufgrund einer begangen Straftat. Verhalten Sie sich immer gesetzeskonform und kommen Sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt, denn es gibt nichts kostbareres als ein Leben in Freiheit und ohne ständige Kontrolle.

2.7/5 - (15 votes)

Über den Autor

Frank Hannig

Charisma und strategische Skills sind das Pärchen, das von Erfolg erzählende Geschichten schreibt. Für mich zählt nur das gute Ende einer Story. Für meine Mandanten. Ich bin Ihr Rechtsanwalt.

Kommentar hinzufügen

Kommentar schreiben

Rechtsgebiete

Video des Tages

Send this to a friend